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Hoyerswerda

Hoyerswerda

Unterstützung eines mutigen Projekts mit großem sozialen Engagement (1993 - 1999)

Nach aufsehenerregenden Skinhead-Krawallen in Hoyerswerda (1991) wurde der LC Vechta durch Lionsfreund Lothar Finkbeiner auf die Jugend-Sozialarbeit des Diakonischen Werks in Hoyerswerda aufmerksam gemacht. Er berichtete ausführlich und engagiert über ein innovatives Beschäftigungsmodell, das vor Ort 1993 ins Leben gerufen worden war.

 

Ein Teil der Jugendlichen war nach den Krawallen verurteilt worden. Das Gericht forderte von ihnen, gemeinnützige Arbeit über einen bestimmten Zeitraum regelmäßig zu leisten. Allerdings: Keine Einrichtung mochte sich mit den Skinheads abgeben, so dass die juristisch angeordnete Resozialisierung versickerte, bevor sie begonnen hatte. Schließlich wurde 1992 vom Diakonischen Werk in Hoyerswerda ein beispielhaftes Projekt mit einigen Jugendlichen gestartet, die zum harten Kern der Skinhead-Szene gehörten. Erste Gedanken über Art und Umfang des Projekts wurden von Pfarrer Matthias Loyal (Hoyerswerda), Lothar Finkbeiner und dem leitenden örtlichen Sozialarbeiter Thorsten Sielaff konkretisiert und dem LC Vechta vorgestellt. Die positiven Eindrücke führten zunächst zu angeregten, aber widersprüchlichen Diskussionen im Club. Tief verwurzelte, alte Lions-Ideale setzten sich aber durch und führten zum einstimmigen Beschluss eines langzeitigen Engagements:

 

  • Förderung des Verständnisses zwischen den Generationen

  • Unterstützung der persönlichen Entwicklung junger Menschen

  • Stärkung des Verantwortungsbewusstseins durch Übertragung sinnvoller Aufgaben

  • Hilfe für junge Menschen, durch die Bewältigung der eigenen Geschichte und „Kultur“ Verständnis für die Anliegen anderer Gesellschaftsschichten zu entwickeln

     

    Im Hoyerswerda hatte man inzwischen am 1. September 1993 damit begonnen, ein zunächst auf drei Jahre begrenztes Projekt

     

    „Holz - Steine - Farbe“

     

    auf die Beine zu stellen. Für die arbeitswilligen Skinheads bedeutete die Renovierung des ruinösen Altenheims „Bethesda“ harte Arbeit; eben etwas, mit dem die sozial entwurzelten zehn Jugendlichen sich selbst und anderen etwas beweisen konnten. Unter Anleitung eines fachkundigen Sozialarbeiter-Teams wurde den straffällig gewordenen Skinheads die Chance gegeben, sich an regelmäßige Arbeit zu gewöhnen, etwas zu Ende zu bringen, aber auch ihre eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten zu erkennen und zu entwickeln, um sie nach einjähriger projektbezogener Betreuung in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln zu können.

     

    Sie gossen im Keller des Altenheims neue Fundamente, entrümpelten die großen Kellerräume, restaurierten die freigewordenen bisherigen Abstellhallen zu Werkstätten (Schreinerei, Polsterei), stellten alte gebrauchsfähige Möbel wieder her und organisierten einen sozialen Möbeldienst (Möbelkammer). Von 1994 an arbeiteten auch einige Frauen im Team.

     

    Im Laufe von fünf Jahren (September 1993 bis Mai 1999) konnte das Projekt im Hoyerswerda durch persönliche Initiativen aus dem LC Vechta angeregt werden - unter anderem erfolgten Besuche der Lionsfreunde Lothar Finkbeiner, Dankwart Seipp, Wolfgang Zapfe und Wilhelm Beckmann. Dringend notwendige Geldspenden kamen aus dem LC Vechta, der Lions-Zone und dem Lions-Distrikt - insgesamt 50.000 DM, einschließlich 10.000 DM vom Lions-Hilfswerk. Ein Renault Transporter für den Material- und Personentransport, Werkstatt-Maschinen, Handwerkszeug und Kacheln unterstützten den gezielten organisatorischen Ablauf.

     

    Im Mai 1999 überreicht Präsident Lothar Finkbeiner, der sich im Laufe der Jahre immer wieder vor Ort um den Fortschritt des Projekts gekümmert hatte, dem leitenden Sozialarbeiter Thorsten Sielaff die letzten Spendengelder und wünschte dem Projekt im Namen aller Lionsfreunde aus Vechta weiterhin viel Erfolg.

     

    Offensichtlich ist unsere Hilfe zur Resozialisierung gestrauchelter Jugendlicher gut angelegt. Thorsten Sielaff konnte bei seinem letzten Besuch 1999 dem Lions Club berichten, dass bislang 80 Prozent der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt oder in eine Ausbildungs-Umschulung vermittelt werden konnten. Eindrucksvoll war auch seine ausführliche Schilderung der einzelnen handwerklichen Tätigkeiten der Jugendlichen. Das Projekt „Holz - Steine - Farbe“, das inzwischen in ein Folgeprojekt mit jungen Sozialhilfeempfängern überführt wurde, hat alle Erwartungen erfüllt und manchen vorher orientierungslosen Heranwachsenden zu einem geordneten Arbeitsverhältnis verholfen. Das Haus „Bethesda“ in Hoyerswerda ist zu einem festen Anlaufpunkt und darüber hinaus auch zu einem bekannten Resozialisierungszentrum geworden.